Diabetes ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die sich durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel auszeichnet. Die übliche Therapie zielt darauf ab, den Blutzuckerspiegel zu normalisieren, und umfasst in der Regel eine Kombination aus Medikamenten, spezieller Ernährung und möglichst viel Bewegung. Seit einigen Jahren zeichnet sich ab, dass die Ganzkörper-Kältetherapie (Kryotherapie) für viele Diabetiker ein wichtiges ergänzendes Therapiekonzept darstellen kann. Um die Rolle der Kältetherapie besser einordnen zu können, lohnt sich zunächst ein genauerer Blick auf die Hintergründe der Erkrankung.
Bei entgleisendem Blutzuckerspiegel unterscheidet man zwischen dem erblich bedingten Diabetes Typ 1, der bereits im Kindesalter auftritt, und dem Typ 2-Diabetes, der vor allem Erwachsene betrifft. Im ersteren Fall produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig blutzuckersenkendes Insulin. Bei Typ 2 ist ausreichend Insulin im Blut vorhanden, aber die Zellen reagieren unempfindlich darauf – man spricht daher von Insulinresistenz.
Diabetes Typ 2 macht etwa 95 % der Diabeteserkrankungen aus und betrifft weltweit Millionen von Menschen; er gilt in den westlichen Ländern als Volkskrankheit.
Eine erhebliche Rolle beim Diabetes-Risiko spielen:
Das sind die gleichen Risikofaktoren, die auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Arteriosklerose, Fettstoffwechselstörungen und erhöhte Harnsäurewerte (Hyperurikämie, Gicht) verursachen können. Am metabolischen Syndrom, dem „Tödlichen Quartett“ aus Hypertonie, Adipositas, Diabetes und Hypercholesterinämie leidet in der Schweiz etwa ein Fünftel der Bevölkerung, in Deutschland ein Drittel, in den USA mehr als 40 Prozent.
Niedriggradige chronische Entzündungen sind ein zentraler Aspekt bei Diabetes und beim metabolischen Syndrom. Klinische Untersuchungen wie die niederländische Hoorn-Studie lieferten Hinweise, dass der vermehrt ausgeschüttete Botenstoff Interleukin-6 (IL-6) Entzündungen fördert. Die dadurch gebildeten Akutphaseproteine C-reaktives Protein (CRP) und Serumamyloid A (SAA) tragen zur Insulinresistenz bei, die für Diabetes Typ 2 typisch ist.
Die Verbindung zwischen Kälte und Blutzuckerregulation mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen – doch sie ist wissenschaftlich gut begründet. Studien deuten darauf hin, dass die Ganzkörper-Kältetherapie (Kryotherapie) bei Diabetes Typ 2 eine vielversprechende ergänzende Behandlungsoption darstellen kann. Vor allem über ihre entzündungshemmende Wirkung und die Steigerung des Energieumsatzes könnte sie helfen, den Stoffwechsel positiv zu beeinflussen. Doch wie genau funktioniert die Methode?
Die Ganzkörper-Kältetherapie (englisch Whole Body Cryotherapy, WBCT) geht noch einen Schritt weiter als die altbewährten kalten Duschen oder das Abreiben mit Schnee nach der Sauna. Dazu setzt sich der Patient in einer speziellen Kältekammer, auch als Kryosauna bezeichnet, frostigen Temperaturen von -110 °C und weniger aus.
Die Behandlung dauert nur wenige Minuten und erfolgt in leichter Badekleidung. Besonders empfindliche Bereiche wie Ohren und Hände werden vor der extremen Kälte geschützt. Die gesamte Anwendung findet unter Aufsicht medizinisch geschulten Personals statt.
Die extreme Kälte wirkt nicht nur oberflächlich – sie senkt die Kerntemperatur des Körpers geringfügig ab. Der Körper reagiert auf dieses Warnsignal mit einer Verengung der Blutgefässe (Vasokonstriktion) in den Extremitäten, um ein weiteres Auskühlen zu verhindern und die inneren Organe warm zu halten.
Zurück in der Wärme dehnen sich die Gefässe wieder aus (Vasodilatation), es kommt zu einer höheren Durchblutung und besseren Sauerstoffversorgung des Gewebes. Hinzu kommen eine ganze Reihe von physiologischen Reaktionen von der Steigerung des Stoffwechsels und bis zur Hemmung von Entzündungen. Die Ausschüttung von „Glückshormonen“ (Endorphinen) ist dabei ein schöner Nebeneffekt, der für bessere Stimmung sorgt.
Die niederschwelligen chronischen Entzündungen, die durch Typ 2-Diabetes verursacht werden, lassen sich durch eine regelmässige Kryotherapie lindern. Studien zeigen, dass die Entzündungsmarker zurückgehen und sich das positiv auf Blutzuckerspiegel und Insulinempfindlichkeit auswirkt.
Zudem führt die Exposition gegenüber extrem niedrigen Temperaturen zu einem erhöhten Kalorienverbrauch – der Körper muss Wärme erzeugen. Dabei kommt das sogenannte braune Fettgewebe zum Einsatz, das wie ein natürlicher Heizkörper funktioniert und Energie in Wärme umwandelt. Als „Brennstoff“ dient das gelbe Fettgewebe, in dem die üblichen Fettreserven gespeichert sind. Wird das braune Fett stärker aktiviert, kann das nicht nur die Insulinempfindlichkeit verbessern und zu einer besseren Verwertung der Blutglukose beitragen, sondern auch beim Abbau überschüssiger Pfunde helfen.
Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass regelmässige Behandlungen in einer Kryosauna eine sichere und effektive Ergänzung zur traditionellen Diabetesbehandlung sein kann – auch wenn noch viel mehr Forschung und klinische Studien nötig sind, um die genauen Mechanismen und langfristigen Effekte besser verstehen zu können. Nach derzeitigem Wissensstand kann die Kältetherapie dabei helfen, den Blutzucker zu normalisieren und die Insulin-Empfindlichkeit zu erhöhen, was nicht zuletzt die allgemeine Lebensqualität steigert.
Ungeachtet ihrer guten Verträglichkeit und Sicherheit ist die Kryotherapie bei Diabetes kein Ersatz für blutzuckersenkende Medikamente und Insulin, sondern eine sinnvolle Ergänzung. Auch eine gesunde Ernährung, Gewichtsreduktion und regelmässige körperliche Aktivität können die Effektivität der Diabetes-Therapie zusätzlich verbessern.
Studien weisen darauf hin, dass mit regelmässiger Ganzkörper-Kältetherapie eine Vorbeugung und Besserung bei Diabetes Typ 2 möglich sein kann. Sie gilt inzwischen nicht nur mehr als Wellness-Geheimtipp, sondern als probate Methode bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern.
So spielt die Kryotherapie mittlerweile eine zentrale Rolle in der Therapie von rheumatoider Arthritis – viele Patientinnen und Patienten berichten von gelinderter Entzündung und reduzierten Schmerzen. Vergleichbare Effekte lassen sich auch bei der Behandlung von Arthritis sowie im Zusammenhang mit Fibromyalgie beobachten. Gerade Fibromyalgie und Kälte-Behandlungen stehen zunehmend im Fokus der Forschung, da diese Muskelverspannungen und das Schmerzempfinden spürbar lindern können.
Die Behandlung mit Kälte bei Morbus Bechterew gilt ebenfalls als vielversprechend: Betroffene berichten häufig von besserer Beweglichkeit und einem Rückgang der Beschwerden nach gezielter Kryotherapie.
Darüber hinaus kann die Kryotherapie beim Abnehmen unterstützen, da der Körper zur Wärmeerzeugung verstärkt Energie verbraucht – ein Effekt, der zusätzlich den Stoffwechsel ankurbelt.
Auch auf den Schlaf kann die Kälte positive Auswirkungen haben: Viele Menschen berichten von einer merklichen Verbesserung ihres Schlafs, da die Kälte hormonelle Prozesse wie die Melatonin-Ausschüttung günstig beeinflussen kann.
Schliesslich zeigen sich auch bei der Kryotherapie für die Haut überzeugende Ergebnisse: Die angeregte Durchblutung fördert die Hautregeneration und kann das Hautbild sichtbar verbessern.
Die Zukunft der Kryotherapie bei der Behandlung von Diabetes sieht vielversprechend aus. Mit weitergehender Forschung und besserem Verständnis der Mechanismen könnte sie in den nächsten Jahren zu einer wichtigen und möglicherweise standardisierten Ergänzung der Diabetestherapie werden.
Ein weiterer erfolgversprechender Bereich der Forschung ist die Kombination der Kryotherapie mit anderen innovativen Behandlungen wie intermittierendem Fasten oder verschiedenen Formen der physikalischen Therapie. Diese werden zurzeit verstärkt in klinischen Studien untersucht. Solche Kombinationen könnten synergistische Effekte haben und die Effektivität der Diabetesbehandlung weiter verbessern.
Die Ganzkörper-Kältetherapie wird bei uns unter Aufsicht von geschultem Personal durchgeführt. Vor der Behandlung ist eine gründliche medizinische Untersuchung empfehlenswert, um Kontraindikationen sicher ausschliessen zu können. So sollten Diabetiker mit Neigung zur Unterzuckerung eine Kältekammer nur nach ärztlicher Absprache benutzen, da die Kälte den Kalorienverbrauch erhöht und den Blutzuckerspiegel senken kann.
Die Ganzkörper-Kältetherapie darf zudem nicht angewendet werden
Die Kryotherapie bietet einen innovativen Ansatz zur Unterstützung der traditionellen Behandlung von Diabetes: Durch die Reduktion von Entzündungen, die Verbesserung der Insulinempfindlichkeit und die Förderung eines gesunden Stoffwechsels könnte die Kältetherapie dazu beitragen, die Lebensqualität von Menschen mit Diabetes signifikant zu verbessern. Es ist jedoch wichtig, die Therapie unter fachkundiger Aufsicht und in Abstimmung mit einem Arzt durchzuführen.
Was das angeht, kann ich Ihnen beistehen: Ich bin Dr. Susanne Constantinescu und betreibe in meiner Praxis in Bern eine Kryosauna, eine Kältekammer, mit der sich die beschriebene Behandlung durchführen lässt. Falls Sie Interesse an einer Behandlung, Fragen zur Methode oder generell zur Mikrotherapie haben, rufen Sie einfach an oder schicken Sie eine E‑Mail an mit-bern@hin.ch.
Gemeinsam finden wir eine Lösung zur Verbesserung Ihrer Blutzuckerwerte, die genau zu Ihnen passt.