Morbus Bechterew und Kälte: Behandlung mit Kryotherapie

Morbus Bechterew ist eine chronische Erkrankung, die durch Entzündungen verursacht wird und zur Versteifung der Wirbelsäule führt. Die Krankheit wird als unheilbar betrachtet, aber durch gezielte Behandlungen wie Physiotherapie und andere Therapieformen können der Krankheitsverlauf verlangsamt und die Symptome gelindert werden. Eine alternative Möglichkeit, die in der Morbus Bechterew Behandlung erwogen werden kann, ist die moderne Kryotherapie. Diese Methode, die niedrige Temperaturen gezielt einsetzt, hat nachweislich positive Effekte auf den Verlauf der Krankheit. Erfahren Sie mehr über effektive Behandlungsoptionen für Morbus Bechterew und verbessern Sie Ihre Lebensqualität!


Was ist Morbus Bechterew?

Morbus Bechterew, auch bekannt als Spondylitis ankylosans oder ankylosierende Spondylitis, ist eine chronische Erkrankung, die zu Versteifungen in Gelenken führt. Diese Erkrankung gehört zum rheumatischen Formenkreis und ist von schmerzhaften Entzündungen gekennzeichnet.

 

Besonders betroffen sind die Wirbelsäule und die Iliosakralgelenke (ISG), die eine feste Verbindung zwischen dem Darmbein (Os ilium) und dem Kreuzbein (Os sacrum) im knöchernen Becken bilden.

Frau im Bett, die an Rückenschmerzen leidet

Die Entzündungen treten vor allem an den Ansatzstellen der Muskeln und den Gelenkkapseln auf. Diese entzündlichen Prozesse führen dazu, dass Faserknorpel und Knochen-Spangen entstehen, die die Beweglichkeit der Gelenke, speziell im Bereich des Rückens, einschränken.

 

Die Iliosakralgelenke sind aufgrund unserer aufrechten Haltung bereits stark belastet, da sie sämtliche Kräfte, die auf der Wirbelsäule lasten, auf das Becken übertragen. Die Belastung der Bandscheiben zwischen den Wirbeln ist beim Menschen im Vergleich zu unseren vierbeinigen Vorfahren ebenfalls höher. Daher führt Morbus Bechterew zu erheblichen Einschränkungen der Beweglichkeit des Rumpfes.

Was sind die Ursachen von Morbus Bechterew?

Die genauen Auslöser von Spondylitis ankylosans sind noch nicht vollständig geklärt. Es liegt jedoch eine Fehlfunktion des Immunsystems vor, bei der bestimmte Leukozyten wie T-Helferzellen, Killerzellen und Fresszellen unter Einbeziehung des Botenstoffs Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α) körpereigene Strukturen in den Gelenken angreifen.

 

Es ist mittlerweile bekannt, dass die Erkrankung auch eine genetische Komponente hat, die mit HLA‑B27 in Verbindung steht. Etwa 90 bis 95 Prozent der Betroffenen sind positiv für dieses spezifische humane Leukozyten-Antigen auf Chromosom 6. Dadurch tritt Morbus Bechterew in manchen Familien gehäuft auf, und Träger dieses Gens erkranken etwa 90-mal häufiger als der Rest der Bevölkerung. Der Krankheitsverlauf ist chronisch und äusserst variabel, und die damit verbundenen Beschwerden können stark variieren.

Wie verbreitet ist Morbus Bechterew?

Morbus Bechterew zeigt sich in der Regel zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr. Im Gegensatz zu früheren Annahmen sind Männer etwa genauso oft betroffen wie Frauen. Die Prävalenz wird in westlichen Industrienationen auf etwa 0,5 Prozent geschätzt. Studien an Blutspenden legen jedoch nahe, dass der Marker HLA-B27 bei 1,9 Prozent der Bevölkerung erhöht ist. Es gibt jedoch viele Fälle mit milden Verläufen, die nicht klinisch in Erscheinung treten und oft unerkannt bleiben.

Welche Symptome zeigen sich bei Morbus Bechterew?

Morbus Bechterew ist eine komplexe und chronische Erkrankung, die eine Vielzahl von Symptomen und Beschwerden mit sich bringen kann. Diese Krankheit betrifft hauptsächlich die Wirbelsäule und die Gelenke, was zu erheblichen Einschränkungen der Beweglichkeit und zu schmerzhaften Entzündungen führen kann.

 

Der Verlauf von Morbus Bechterew ist äusserst vielfältig und kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Von den anfänglichen unspezifischen Schmerzen bis hin zu spezifischen Entzündungen verschiedener Gelenke und Organe können die Symptome vielfältig sein und sowohl das Skelettsystem als auch andere Bereiche des Körpers betreffen. 

Mann mit rot markierter Wirbelsäule – Symbolbild für Morbus Bechterew

Eine umfassende Kenntnis dieser Symptome in unterschiedlichen Stadien ist entscheidend für eine frühzeitige Erkennung und angemessene Behandlung dieser Erkrankung.

  • Frühphase: Dumpfe Schmerzen im unteren Rücken und im Gesäss, unabhängig von der Position, auch nachts. Morgensteifigkeit, die tagsüber durch Bewegung nachlässt.
  • Enthesiopathien: Entzündungen an Sehnen-Bindegewebsansätzen von grösseren Muskeln wie Gesäss, Beckenkamm, Achillessehnen, Fusssohle und Dornfortsätzen der Wirbelsäule.
  • Brustbereich: Versteifungen führen zu Buckelbildung, Verformung der Brustwirbelsäule (Bechterew-Kyphose), Verlust der Lendenlordose und Rückgang der Gesässmuskulatur.
  • Zusätzliche Arthritis: Etwa 1/4 bis 1/3 der Fälle zeigen zusätzlich zur typischen Sakroiliitis auch Arthritis in Hüfte, Schulter und/oder Knie, oft einseitig.
  • Nicht nur Gelenke betroffen: Entzündungen im Verdauungstrakt (chronisch-entzündliche Darm-Erkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) oder Prostata (Prostatitis) sind möglich. Seltener: Beteiligung von Herz, Lunge, Nieren oder Augen.
  • Fortschreitende Versteifung der Wirbelsäule: Erhöhtes Risiko für Brüche der Knochen und Rückenmarkschädigungen.

Wie erfolgt die Diagnose?

Die Diagnose von Morbus Bechterew erfolgt oft verzögert, obwohl eine frühzeitige Erkennung wichtig ist, um Komplikationen zu verhindern. Hierbei sind verschiedene Schritte entscheidend:

  • Anamnese und Familienhistorie: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten und erkundigt sich nach ähnlichen Fällen in der Familie, da genetische Faktoren eine Rolle spielen können.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt prüft auf typische Anzeichen wie Schmerzen in den Iliosakralgelenken und eingeschränkte Wirbelsäulenbeweglichkeit. Verschiedene Tests in unterschiedlichen Positionen helfen dabei, diese Symptome festzustellen.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen und Magnetresonanztomographie (MRT) werden eingesetzt, um Entzündungen und Veränderungen an den Gelenken sichtbar zu machen. Das MRT ist besonders aussagekräftig und ermöglicht die Erkennung von Frühstadien sowie die Verlaufskontrolle.
  • Blutuntersuchungen: Ein erhöhter HLA-B27-Wert ist bei vielen Betroffenen zu finden. Zusätzlich können erhöhte Entzündungswerte und eine leichte Anämie auftreten, die jedoch unspezifisch sind.

Die Differenzialdiagnose ist entscheidend, um Morbus Bechterew von ähnlichen Erkrankungen wie Osteoporose oder anderen Spondylitiden abzugrenzen. Normale Calcium- und Phosphatwerte sowie das Fehlen von bestimmten Autoantikörpern oder Rheuma-Faktoren unterstützen dabei.

Effektive Strategien in der Morbus Bechterew-Therapie

Die Behandlung von Morbus Bechterew konzentriert sich auf die Linderung von Symptomen und die Verlangsamung des chronischen Verlaufs, da die genetischen Ursachen nicht behoben werden können.

  • Physiotherapie: Ein zentraler Bestandteil der Behandlung ist die Physiotherapie, um die Beweglichkeit der betroffenen Gelenke zu erhalten. Eigenständig durchgeführte Übungen und gezielte Gymnastik können hierbei besonders effektiv sein.
  • Medikamentöse Therapie: Die medikamentöse Behandlung ist für schwerere Verläufe reserviert:
    • Bei starken Schmerzen werden häufig nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Paracetamol oder Diclofenac eingesetzt, um Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu hemmen.
    • Glukokortikoide werden kurzfristig und nicht für eine dauerhafte Therapie empfohlen.
    • In schweren Fällen können Biologika, insbesondere TNF-α-Inhibitoren, eingesetzt werden, um besonders schwere Episoden zu behandeln.

Behandlung von Morbus Bechterew: Alternative Ganzkörper-Kältebehandlung

Eine neuere Option in der Behandlung von Morbus Bechterew ist der Einsatz niedriger Temperaturen. Häufig wird dabei die Ganzkörper-Kältetherapie (Whole Body Cryotherapy, WBCT) angewendet. Hierbei wird der Patient für einige Minuten Temperaturen von -110 °C ausgesetzt, während er nur leichte Badebekleidung trägt und Hände, Füsse und Ohren vor der Kälte geschützt sind.

Die Kryotherapie bei Morbus Bechterew

Kälte wirkt oft lindernd bei Entzündungen und Schmerzen – ähnlich der Anwendung von Kälte-Packs bei Sportverletzungen. Doch im Gegensatz zu oberflächlicher Kälte regt die Ganzkörper-Kryotherapie auch tiefer liegende Thermorezeptoren an, die Signale ans Zentralnervensystem senden. Bei Morbus Bechterew sind zahlreiche entzündungsfördernde Botenstoffe und ein Mangel an Antioxidantien vorhanden. Die Kryotherapie fördert eine bessere Durchblutung, stimuliert den Stoffwechsel und lindert Schmerzen sowie Entzündungen.

Frau während der Kryotherapie in der Kältekammer

Die Kältetherapie bei Morbus Bechterew unterstützt:

  • Die Freisetzung entzündungshemmender Botenstoffe (antiinflammatorische Zytokine).
  • Die Produktion von ACTH, das die Ausschüttung von Katecholaminen, Kortisol und Abwehrzellen im Hormonsystem der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-/HNA-System) fördert.
  • Die Steigerung der antioxidativen Kapazität des Körpers.
  • Die Veränderung der Nervenleitung zur Reduzierung der Schmerzempfindung.
  • Die Reduzierung von Risikomarkern für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die bei einigen Morbus Bechterew-Patienten Komplikationen verursachen können.

Diese Kombination aus Entzündungshemmung und Schmerzlinderung tritt rasch ein und hält einige Stunden an. Regelmässige Anwendungen zeigen auch langfristige Effekte. Während Morbus Bechterew nicht geheilt werden kann, kann die Kryotherapie dazu beitragen, schmerzhafte Entzündungen einzudämmen und das Fortschreiten von Gelenkverformungen und -versteifungen zu verlangsamen.

Bei der Behandlung von Morbus Bechterew kühlen oder wärmen?

Die Frage, ob man bei der Behandlung von Morbus Bechterew kühlen oder wärmen sollte, spielt eine entscheidende Rolle in der Therapie dieses komplexen Krankheitsbildes. Die Behandlung von Morbus Bechterew ist vielschichtig, und die Wahl zwischen Kälte und Wärme kann von Fall zu Fall variieren. Während Wärme oft zur Entspannung der Muskeln beiträgt und kurzfristige Linderung bieten kann, zeigen viele Studien, dass Kälte eine effektivere langfristige Wirkung haben kann. 

Frau, die zur Morbus Bechterew Behandlung in der Kältekammer sitzt

Bei einigen Patienten hat sich die Ganzkörper-Kältetherapie als besonders vorteilhaft erwiesen. Letztlich ist die individuelle Reaktion des Patienten auf diese Therapieformen entscheidend, und eine enge Abstimmung mit dem behandelnden Arzt ist ratsam, um die am besten geeignete Option zu finden.

Sicherheitshinweise und Kontraindikationen der Ganzkörper-Kältetherapie

Einschränkungen und Sicherheitsmassnahmen für die Ganzkörper-Kältetherapie sind wichtig zu beachten, insbesondere bei bestimmten gesundheitlichen Zuständen wie: 

  • Schwangerschaft: Die Anwendung der Ganzkörper-Kältetherapie während der Schwangerschaft ist nicht empfohlen, da die Auswirkungen auf den Fötus nicht ausreichend erforscht sind und potenzielle Risiken für das ungeborene Kind bestehen könnten.
  • Diabetes: Personen mit Diabetes sollten die Ganzkörper-Kältetherapie vermeiden, da Kälte den Blutzuckerspiegel beeinflussen kann und dies zu unerwünschten Effekten führen könnte.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bei Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Vorsicht geboten, da die Kältetherapie den Blutdruck beeinflusst und zusätzliche Belastungen für das Herz-Kreislauf-System darstellen kann. Es ist wichtig, vor der Anwendung Rücksprache mit einem Arzt zu halten.
  • Herzschrittmacher: Personen mit einem Herzschrittmacher sollten die Ganzkörper-Kältetherapie meiden, da die extrem niedrigen Temperaturen möglicherweise den normalen Betrieb des Herzschrittmachers stören können.

Diese Kontraindikationen sollten ernst genommen werden, da sie potenzielle Risiken für Patienten darstellen können. Vor Beginn einer Ganzkörper-Kältetherapie ist es ratsam, mit einem Arzt zu sprechen und individuelle Risiken und Nutzen abzuwägen, insbesondere wenn Vorerkrankungen oder spezifische gesundheitliche Bedenken bestehen.

Sie leiden an Morbus Bechterew? Ich kann Ihnen helfen!

Schematische Darstellung der Gelenkembolisation zur Arthrose Behandlung

Ich bin Dr. Susanne Constantinescu und habe mich als Ärztin auf die Behandlung von chronischen Schmerzen und Entzündungen spezialisiert. Ich leite eine Praxis in Bern, in der ich verschiedene Behandlungsmethoden für Patienten anbiete. Neben mikroinvasiven Verfahren wie der innovativen Gelenk-Embolisation biete ich verschiedene Formen der Kryotherapie an, unter anderem zur gezielten Morbus Bechterew- oder Fibromyalgie-Behandlung.

 

In meiner Praxis setze ich auf innovative Ansätze wie die Kryosauna, die in der Behandlung von verschiedenen Erkrankungen wirksam sein kann. Diese Kältekammer bietet oft eine Linderung der Symptome und verbessert die Lebensqualität meiner Patienten. Darüber hinaus biete ich mikroinvasive Therapien an, die speziell auf die individuellen Bedürfnisse jedes Patienten zugeschnitten sind. Diese minimalinvasiven Verfahren können dabei helfen, Schmerzen zu reduzieren und die Funktionsfähigkeit von Muskeln, Sehnen und Gelenken zu verbessern.

 

Für weitere Informationen oder bei Fragen zu diesen Behandlungsmethoden stehe ich gerne zur Verfügung. Sie können mich per E-Mail unter mit-bern@hin.ch kontaktieren. Ich bin hier, um gemeinsam mit Ihnen eine passende Lösung für Ihre Bedürfnisse zu finden.



Quellen, Links und weiterführende Literatur

Links

Veröffentlichungen zu Ursachen, Diagnose, Therapie

Wissenschaftliche Untersuchungen zur Kryotherapie bei Morbus Bechterew

Klinische Studien zur Kältebehandlung bei Morbus Bechterew